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Der Hexer von Prada

Der Hexer von Prada

Etwas oberhalb des Dörfchens Prada stand früher eine verlassene, heruntergekommene Hütte. Eines Tages tauchte dort − niemand weiss woher − ein kleines altes Männlein auf und bezog zur Verwunderung der Dorfbewohner das erbärmliche Quartier. Schon bald kursierten Gerüchte über die verwahrloste Gestalt.

Nach ein paar Tagen wagte sich der Fremde mit ein paar selbstgemachten Körben ins Dorf. Er fragte eine Bäuerin, ob sie ihm im Tausch für seine Körbe ein Zicklein geben würde. Die Frau lief verängstigt davon und rief ihm zu, er solle die Leute in diesem friedlichen Dorf nicht beunruhigen. Der Alte kehrte verstört in seine Berghütte zurück.

Nach ein paar Tagen machte er sich erneut auf den Weg ins Tal, diesmal nach Cölögna. Hier, so hoffte er, würde ihn niemand kennen und Vorurteile ihm gegenüber hegen. Und in der Tat: Die erste Person, der er dort begegnete, war ein Bauer, dem er von seinem traurigen Erlebnis in Prada erzählte. Der Bauer, tief betroffen vom schlechten Zustand des Alten, gab ihm für dessen Körbe ein schönes Zicklein.

In Prada staunte man nicht schlecht, als sich die Nachricht verbreitete, dass der Alte ein Zicklein in der Hütte hielt. Man befürchtete, das arme Tier würde dort Hunger leiden.

Die Bäuerin, die Tage zuvor den Tauschhandel abgelehnt hatte, stellte plötzlich fest, dass ihre Ziegen mit leeren Zitzen von der Weide zurückkehrten. Ihr Urteil lautete: «Der Alte ist ein Hexer und jetzt rächt er sich an mir.» Als am nächsten Tag eine ihrer Ziegen vergiftet aufgefunden wurde, schien sich ihre Meinung zu bestätigen. Und als eine Kuh an den steilen Hängen im Val d’Agneu ausrutschte und in den Abgrund stürzte, beschuldigte der Besitzer der Kuh ebenfalls den «alten Hexer».

Blitzartig verbreitete sich im Tal das Gerücht über den «Hexer» von Prada. Als dies dem Bauern aus Cölögna zu Ohren kam, begab er sich nach Prada und stellte fest, dass hier keine Zauberei im Spiel war, sondern eine Schlange den weidenden Ziegen die Milch aussaugte. Die verendete Ziege war wahrscheinlich auf das Reptil getreten. «Ihr habt den armen Mann zu schnell verurteilt», schimpfte er.

Daraufhin änderten die Bewohner von Prada ihre Meinung über den armen Mann und bekamen Mitleid mit ihm. Inzwischen war es Winter und es schneite stark. Beunruhigt stellten die Leute fest, dass kein Rauch mehr aus dem Schornstein der Hütte des Alten stieg. Die Mutigsten unter ihnen beschlossen, nach ihm zu schauen. Als sie an der Hütte ankamen, fanden sie den alten Mann, etwas verfroren, aber lebendig vor, ebenso die Ziege. Sie überredeten ihn, mit ihnen ins Dorf hinunterzugehen und versicherten ihm, dass man ihn herzlich und ohne jegliche Vorurteile empfangen würde. Der fremde Mann liess sich überzeugen und ging mit ihnen − und natürlich nicht ohne seine geliebte Ziege − ins Dorf hinunter. Die Bewohner bereiteten dem «Hexer» ein grosses Fest und besorgten ihm eine behagliche Unterkunft, in der er bis zu seinem Lebensende blieb.

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