In der turbulenten Zeit der Französischen Revolution wurde der Palazzo im Jahr 1793 von der Familie Mini-Cortesi als eines der ersten Zuckerbäckerhäuser in Poschiavo erbaut. Die Erbauer des Hauses, die Brüder Mini, kamen während der Gegenreformation aus Venetien ins liberale Puschlav, damals noch Teil des Freistaates der Drei Bünde. Die Brüder Giacomo und Geremia Mini zog es beruflich in den Norden. Sie brachten die Kaffeekultur in die Städte Nordeuropas, Warschau und Kopenhagen. Dort verkehrte nicht nur das aufstrebende Bürgertum, sondern auch Literaten, Künstler und Politiker, um bei Kaffee und Kuchen das Zeitgeschehen zu erörtern.
Später verlegte die Familie Mini und andere Familien aus der Valposchiavo ihre Aktivitäten in weitere Länder Europas. Ein Schwerpunkt bildete Spanien, wo die Puschlaver Zuckerbäcker sogar das Königshaus mit ausgewählten Süssigkeiten, exquisitem Kaffee und Likör belieferten. Dem Puschlav blieben die Minis treu; sie kehrten immer wieder in ihre Wahlheimat zurück. Dadurch brachten sie Wohlstand und einen städtischen Lebensstil ins damals bäuerlich geprägte Tal.
Ausserordentlich an diesem städtisch konzipierten Palazzo im Alpenraum ist, wie sich die Erbauer als Avantgarde der Gesellschaft in Szene zu setzen wussten: Die zahlreichen Stuckaturen zeugen von einem vertieften Kunstverständnis, Reformgeist, Naturverbundenheit und Machtbewusstsein. Das eindrucksvolle Gebäude verweist auf eine fortschrittliche Bürgerfamilie mit Bildung und Stil.
Nach mehr als hundert Jahren unberührten Daseins wurde der Palazzo im Jahr 2019 von den neuen Eigentümern, dem Schweizer Künstlerpaar Glaser/Kunz, sorgfältig und zurückhaltend restauriert. Dabei legten Sie grossen Wert auf den Erhalt der unzähligen historischen Details, wie zum Beispiel des 200-jährigen Parketts, der Stuckaturen im Eingangsbereich oder der historischen Kachelöfen. So präsentiert sich das Haus heute in seinem Originalzustand, der den Luxus früherer Zeiten elegant ins Heute überführt.
Der Palazzo Glaser/Kunz über die Stiftung Ferien im Baudenkmal angeboten und via Eigentümer vermietet.
Informationen zum Ferienhaus
Personen: 6 Erwachsene und 2 Kinder
Zimmer: 3 Doppelzimmer und 2 historische Kinderbetten
Vermietung: Ganzjährig
Haustiere: nicht erlaubt
Stiftung Ferien im Baudenkmal
Die Stiftung Ferien im Baudenkmal ist ein Projekt an der Schnittstelle von Tourismus und Denkmalpflege. Schweizweit übernimmt sie dem Verfall ausgesetzte und vom Abriss bedrohte Baudenkmäler, restauriert sie sanft und gibt ihnen als Ferienobjekte eine belebte Zukunft.
ferienimbaudenkmal.ch
Die Valposchiavo ist bereits seit Jahren Teil des Angebotes Ferien im Baudenkmal mit einem historischen Bauernhaus das abgeschieden in einem ruhigen Weiler oberhalb des Dorfes Brusio steht.
Steinhaus in Brusio
Das Puschlaver Bauernhaus mit seiner gängigen Raumtypologie war mehr als 300 Jahre lang in Familienbesitz und dauerhaft bewohnt. 40 Jahre lang stand es dann leer, bevor die Renovation im Jahr 2003 in Angriff genommen wurde. Einzigartig für die Region ist die dem Haus ausgelagerte «Stüa» im privaten Innenhof.