Sass da la Turiglia
Nordöstlich der Kirche von San Carlo erhebt sich ein gewaltiger Felsblock, der jeden Augenblick herunterzustürzen droht. Er wird allgemein Sass da la Turiglia (Türmchen-Stein) genannt. Dieser Stein soll nicht, wie andere vereinzelte Felsblöcke, durch die diluviale Umgestaltung hierher versetzt worden sein, sondern man schreibt sein Dasein den Hexen zu. Nicht weit lebten in der Vorzeit Feen, welche vom Volke für Hexen gehalten wurden. Sie waren keine menschenfreundliche Dialen, sondern «leidwerchige» (boshafte) Geschöpfe.
Diesen Feen oder Hexen kam eines Tages die Lust an, den am Fusse liegenden Weiler Raviscé zu zerstören. Sie gingen hinauf, an den Abhang des Piz Sassalbo, umschlangen mit ihren Schürzenbändern einen mächtigen Felsblock und zogen ihn damit zu der Stelle, von welcher sie ihn auf den Weiler herunterstürzen wollten.
Schon hatten sie unter höllischem Jauchzen und unendlicher Schadenfreude den Block auf die Anhöhe gebracht, als sich plötzlich die grosse Glocke von San Carlo hören liess. Gleich einem Blitzschlag wirkte dieser Schall auf die bösen Feen. Erschreckt und bestürzt riefen sie sich gegenseitig zu: «Haltet, haltet, der grosse Bernhard (Name der grossen Glocke zu Prada) waltet.» Der Block konnte nun nicht weiter bewegt werden und so steht er heute als Wahrzeichen da.